Hebammenarbeit

Rund um die Geburt

HebammenarbeitJede schwangere Frau hat Anspruch auf die Betreuung durch eine Hebamme – die Kosten trägt ihre Krankenkasse. Dieser Anspruch umfasst die Vorsorge während der Schwangerschaft, die Begleitung bei der Geburt und die Betreuung im Wochenbett, die Mutter und Neugeborenem zugutekommt.

Hebammen sind gut ausgebildete Fachfrauen, die im Laufe ihrer Berufspraxis unschätzbare Erfahrungen sammeln. Eine Hebamme begegnet alltäglich den existenziellen Fragen des Daseins: Leben und Sterben, Sexualität und Liebe, Elternschaft, Familie, Fürsorge.

Es sind vor allem die Liebe zu ihrem Beruf und ein großes Maß Idealismus, die viele Hebammen bei der Stange hält – trotz (immer noch) schlechter Bezahlung und Arbeitszeiten, die das Privatleben einschränken.

Der unten folgende Überblick zeigt die vielseitigen Aufgaben und Angebote von Hebammen. Für persönliche Informationen wenden Sie sich bitte an eine Hebamme in Ihrer Nähe: www.hebammensuche.de

Eine Schwangere kann jederzeit eine Hebamme kontaktieren. Ob Schwangerschaftsbeschwerden, Geburt, Wochenbett oder die Zeit danach – gerade in schwierigen Situationen oder bei akuten Sorgen ist die Hebamme rasch und auch außerhalb der üblichen Geschäftszeiten erreichbar.

Damit ist die Hebamme für eine Schwangere eine wichtige, manchmal sogar die wichtigste Kontakt- und Bezugsperson. Und das in einer Phase des Lebens, das durch Umbrüche, Hormonumstellungen, Gefühlschaos und Neuorientierung geprägt ist. Kein Wunder, dass viele Frauen die Beziehung zu „ihrer“ Hebamme schon frühzeitig suchen und ihren fachkundigen Rat schätzen. Dies gilt umso mehr, als sie heute in ihrem privaten Umfeld meist keine heilkundigen, „wissenden“ Frauen finden.

Vom ersten Tag der Schwangerschaft an können Hebammen alle Vorsorgeuntersuchungen durchführen – mit Ausnahme von Ultraschall-Untersuchungen. So kann eine Frau ihre Schwangerschaft direkt bei einer Hebamme feststellen lassen und dort auch den Mutterpass erhalten.
Die Hebamme begleitet die Schwangere dann die ganze Schwangerschaft, misst Blutdruck, untersucht den Urin, führt Abstriche, Laboruntersuchungen und vaginale Untersuchungen durch und kontrolliert die kindlichen Herztöne. Auch Lage und Größe des Kindes kann sie durch behutsames Ertasten feststellen.
Alle Ergebnisse dokumentiert sie im Mutterpass, sodass die Zusammenarbeit mit der gynäkologischen Arztpraxis Hand in Hand gehen kann.

Wohl keine Schwangerschaft vergeht, ohne dass eine Frau unter Übelkeit, Rückenschmerzen, Sodbrennen, Unwohlsein, Ängsten oder Schlafstörungen leidet. Auch bei Vorwehen ist die Hebamme die richtige Ansprechpartnerin.
Hebammen bieten heutzutage – je nach Interesse und Fortbildungen – ein sehr breites Spektrum an Methoden an. Akupunktur empfiehlt sich etwa bei Übelkeit und kann auch den Geburtsverlauf positiv beeinflussen. Ernährungsberatung kann helfen, Risiken wie Diabetes oder Gestose zu senken. Und viele Hebammen lindern mit Homöopathie zahlreiche Beschwerden.
Zudem kommen verstärkt Methoden wie Aquabalancing, eine tiefenentspannte Geburtsvorbereitung im warmen Wasser oder Haptonomie zum Einsatz. Letzteres unterstützt schon früh die emotionale Beziehung zwischen Eltern und Kind. Es wird auch eingesetzt, um Frühgeburten abzuwenden oder stressbedingte Schwangerschaftsbeschwerden zu lindern.

Fragt man Frauen, was sie an ihrer Hebamme besonders schätzen, so nennen sie häufig den Faktor Zeit. Während Frauenärztinnen und -ärzte nur wenig Zeit zur Verfügung haben, verbringt eine Hebamme nicht selten eine Stunde oder mehr mit „ihrer“ Schwangeren. So haben beide – einschließlich des Partners – ausreichend Zeit, sich kennenzulernen und über Wochen oder Monate ein Vertrauensverhältnis aufzubauen.

Da eine Geburt ein höchst intimes Erlebnis ist, trägt eine vertraute, selbst gewählte Hebamme elementar dazu bei, dass die Gebärende besser entspannen, ein größeres Selbstvertrauen in ihre Gebärfähigkeit entwickeln und sich insgesamt sicherer fühlen kann.

In einer ausführlichen Anamnese haben alle Themen Platz, die für den Geburtsprozess wichtig sind. Das können alte traumatische Geburtserfahrungen, Ängste, Befürchtungen, aber auch Wünsche und Vorstellungen sein. Auch der Verdacht auf vorzeitige Wehen, Blasensprung oder Geburtsbeginn sind ein guter Grund, die Hebamme zu rufen.

Bei vorzeitigen Wehen oder schwangerschaftsspezifischen Erkrankungen übernimmt die Hebamme die Betreuung gemeinsam mit der Gynäkologin oder dem Gynäkologen. Verstreicht der errechnete Geburtstermin, ohne dass Wehen spürbar werden, unterstützt sie die Frau, geduldig abzuwarten. Sie kontrolliert regelmäßig die Herztöne des Kindes und bietet gegebenenfalls eine „natürliche“ Geburtseinleitung an.
Auch bei vorzeitigem Blasensprung ohne Wehen lohnt es, eine Hebamme zurate zu ziehen. Denn oft ist es möglich, die Geburt auch ohne schulmedizinische Methoden wie den Wehentropf in Gang zu bringen.

Vorbereitungskurse auf die Geburt bieten Hebammen entweder allein oder gemeinsam mit Partner an. In mehrstündigen Kursen informieren sie die werdenden Eltern über den Ablauf einer natürlichen Geburt sowie wichtige körperliche und psychische Veränderungen. In überschaubaren Gruppen erhalten die Paare Gelegenheit, alle Fragen und Unsicherheiten zu besprechen und sich auf die Geburt und die Zeit danach einzustimmen.

Atem- und Entspannungsübungen, Übungen zu Körperwahrnehmung und Mobilität sowie der Umgang mit Schmerzen sind weitere Inhalte. Grundsätzlich haben sämtliche Themen rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit hier Platz.

Daneben bieten einige Hebammen spezielle Kurse an wie meditative Geburtsvorbereitung, Aquabalancing für Paare oder haptonomische Geburtsvorbereitung.

Das Hebammengesetz besagt, dass Hebammen regelrechte Geburten ab Wehenbeginn selbstständig und ohne Ärztin oder Arzt an ihrer Seite leiten. Und: Ärzte dürfen eine Geburt nicht ohne Hebamme begleiten; sie haben eine Hinzuziehungspflicht.

Hebammen begleiten Geburten zu Hause, im ganz persönlichen Umfeld der Frau, um ihr die größtmögliche Intimität und Geborgenheit zu ermöglichen. Ein Ortswechsel während der Wehen (wie im Krankenhaus oft üblich) ist nicht erforderlich, der Geburtsprozess bleibt so ungestört, sodass Mutter und Kind in den gemeinsamen Prozess der Geburt eintauchen können.
Im Geburtshaus ist all dies auch möglich, wenn die eigenen vier Wände sich zum Gebären nicht eignen oder das Geburtshaus von der Frau als geeigneter erlebt wird. Die individuelle Wahl des Geburtsortes und die Eins-zu-eins-Betreuung durch die Hebamme erleichtern den Geburtsprozess.
Dies kann auch für das Krankenhaus zutreffen. In manchen Kliniken können sich Schwangere durch eine Beleghebamme ihrer Wahl betreuen lassen. Für eine Frau mit beginnender Wehentätigkeit hat dies den Vorteil, dass sie länger zu Hause in ihrer vertrauten Umgebung bleiben kann – sie hat ja ihre eigene Hebamme an ihrer Seite. Wenn die Zeit gekommen ist, geht sie mit ihrer Hebamme gemeinsam in den Kreißsaal. Nach der Geburt kann die Mutter mit ihrem Baby bald wieder nach Hause, in der Regel nach drei Stunden. Treten Komplikationen auf, so ist die Verweildauer im Krankenhaus entsprechend länger. Zu Hause angekommen, kümmert sich weiterhin die Hebamme um Mutter und Kind.

Für die Hebamme bedeutet dies, dass ihre Arbeitszeiten nicht planbar sind. Ab drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin bis zur tatsächlichen Geburt ist sie für die Frau in Rufbereitschaft.

Für weitere Informationen stehen Ihnen folgende Artikel und Berichte zur Verfügung:
Geplante Hausgeburt so sicher wie Entbindung in der Klink (Deutsches Ärzteblatt)
Empfehlungen der WHO zur normalen Geburt (PDF, Weltgesundheitsorganisation)
Adieu normale Geburt – Oder: Ist die Hightechgeburt längst normal geworden? (PDF, WDR 5)
Stellungnahme von Bremer Fachärzten zur Kaiserschnittrate(PDF)

Geburtsbegleitung findet grundsätzlich individuell statt, die Hebamme orientiert sich an den Wünschen der Frau.
Meist bietet die Hebamme unter der Geburt eine Atemanleitung an, schlägt verschiedene Positionen vor und bezieht den Partner in den Geburtsprozess mit ein. Oftmals wird sie der Frau eine aufrechte Gebärhaltung anbieten, da die Schwerkraft mithilft, das Kind leichter zu gebären. Ziel einer Hebamme ist auch, die Schwangere in ihrer Autonomie und Gebärfähigkeit zu bestärken und nicht, diese zu „entbinden“.

Durch verschiedene Maßnahmen kann die Hebamme einem Dammriss vorbeugen. Direkt nach der Geburt achtet sie darauf, dass Eltern und Kind ungestört in Kontakt kommen – das sogenannte Bonding. Sie lässt den Eltern den Raum, um ihr Baby willkommen zu heißen. Da die allermeisten Kinder rosig und gesund geboren werden, hat die Hebamme „nur“ die Aufgabe zu beobachten und nicht zu stören.

Auch die Geburt der Plazenta wartet die Hebamme in Ruhe ab. Erst nach geraumer Zeit untersucht sie das Neugeborene und nimmt seine Maße für die Erstuntersuchung, die sogenannte U1. Nun kümmert sie sich auch um eventuelle Geburtsverletzungen und näht, wenn nötig, mit lokaler Betäubung. Sobald das Baby suchende Bewegungen macht, hilft sie der Mutter beim ersten Anlegen an die Brust und unterstützt damit den gesunden Beginn der Stillbeziehung.

Alle Hebammen unterliegen der Fortbildungspflicht. Das heißt, sie erneuern regelmäßig ihre Kenntnisse in Notfallmaßnahmen wie Reanimation, Vorgehen bei Schultergeburt, verstärkter Nachblutung und anderen Widrigkeiten.

Auch in den ersten Wochen nach der Geburt steht die Hebamme der Frau zur Seite. In ihr findet die frischgebackene Mutter ein verständnisvolles Gegenüber, mit dem sie ihr Geburtserlebnis und ihre ersten Erfahrungen mit dem Kind besprechen kann.

Aber auch die Gesundheit spielt weiterhin eine große Rolle: Es gilt, die Rückbildung der Gebärmutter zu kontrollieren, Gewichtsentwicklung und Ausscheidungen des Kindes zu kontrollieren, beim Stillen zu unterstützen, den Nabelschnurrest des Neugeborenen zu versorgen, einen möglichen Dammschnitt zu versorgen und die Eltern in der Babypflege anzuleiten. Für den Fall, dass das Neugeborene Gelbsucht entwickelt, wird eine weiterführende Betreuung veranlasst.

In den ersten ein bis zwei Wochen nach der Geburt besucht die Hebamme die junge Familie täglich, später nur noch alle paar Tage – je nach Bedarf. Insgesamt erstreckt sich die Wochenbettbetreuung bis zur achten Woche. Danach sind noch Stillberatungen möglich. Viele Hebammen bieten danach Rückbildungsgymnastik oder Babymassage an.

Das Erleben von Schwangerschaft, Geburt und Umgang mit einem Säugling/Kleinkind kann auf verschiedenste Art und Weise erhebliche Einschnitte für das bisherige Leben der Eltern bedeuten. Die Erfahrung von Fehl- oder Totgeburten, Krankheiten und regulativen Störungen (sogenannte Schrei- und Fütterstörungen) des Säuglings, ebenso wie Behinderungen oder auch Tod eines Kindes nach der Geburt sind krisenhafte Lebensereignisse, die oftmals professionelle Hilfe erfordern. Aber auch allein die facettenreichen neuen Erfahrungen in der Elternrolle können als starke Belastung wahrgenommen werden, die psychische Krisen bei beiden Elternteilen auslösen können (beispielsweise postpartale Depressionen). Bei den Müttern können dabei auch die hormonellen Umstellungen während der Schwangerschaft und nach der Geburt eine Rolle spielen.

In all diesen besonders herausfordernden Lebenslagen lohnt es auch als Paar, das Gespräch mit der Hebamme zu suchen. Sie kennt die Klippen dieser neuen Lebensphase, kann in einigen Bereichen vorbeugend tätig werden (beispielsweise bei bekannter psychischer oder medizinischer Vorgeschichte). Oder sie verweist an Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, Arztpraxen oder psychotherapeutische Adressen verweisen.

Hebammenhilfe steht Frauen übrigens auch bei einem medizinischen Schwangerschaftsabbruch oder bei Aborten zu. Auch in diesem Fall kann es hilfreich sein, schon vor dem Eingriff eine Hebamme kennenzulernen und mit ihr zu besprechen, was die Frau erwartet.

Hier finden Sie einen Brief von Eltern an ihren tot geborenen Sohn. Er berichtet über die gute Möglichkeit, auch in schweren Stunden von einer vertrauten Hebamme begleitet zu werden.

Familienhebammen sind tätig, wo Mütter im Alltag mit ihren Kindern eine verstärkte Unterstützung brauchen. Für diese Arbeit benötigen Hebammen eine gesonderte Qualifikation.

Familienhebammen richten sich besonders an Teenagermütter, Familien mit Migrationshintergrund, Eltern mit psychischen Belastungen oder Suchtproblematik sowie an chronisch kranke Frauen und an Frauen mit Gewalterfahrung. Das Betreuungsangebot reicht bis zum Ende des ersten Lebensjahres des Kindes.

Wussten Sie schon , dass Hebammen …

  • auch Blut abnehemen dürfen
  • bei Übelkeit in der Schwangerschaft Hilfe wissen
  • bei Bedarf CTGs schreiben
  • weiterhin Hausgeburten begleiten
  • Sie im Wochenbett betreuen
  • Fachfrauen für Stillen  und Ernährung im ersten Jahr sind
  • Akupunktur bei Beschwerden anbieten
  • einen Dammriss nähen können
  • einen Mutterpass ausstellen
  • Vorsorgeuntersuchungen durchführen
  • Geburten selbstständig leiten
  • von Ärzten zur Geburt hinzugezogen werden müssen